Die Kartensammlung des Museums der Tiroler Kaiserjäger
Die Geschichte der Tiroler Kaiserjäger und ihres Museums auf dem Bergisel wird im Kaiserjägerbuch von Franz Huter (2 Bände 1980, 1985, Selbstverlag der Bergisel-Verwaltung) behandelt. Neben der in Neuordnung begriffenen Bibliothek mit etwa 12.000 Bänden verdienen auch viele andere Dokumente eine ordnende Betreuung, wie Schriftstücke und Lichtbilder. In diesem Sinne hat Anton Fliri rund 11.000 Karten geordnet. Sie wurden in jener Ordnung belassen, die sich durch Übernahme von den Kaiserjägerregimentern am Ende des ersten Weltkrieges und späteres Einlangen von Nachlässen und Gaben ergab, jedoch mit Zeit, Ort, Maßstab und Inhalt verzeichnet und laufend beziffert.
Franz Fliri hat diese Daten EDV-gespeichert, sodaß die Sammlung nach Aufstellen eines Personal-Computers im Museum in einem Maße zugänglich ist, das man sich früher kaum vorstellen hätte können. Auch andere Stellen, wie das Kriegsarchiv in Wien, das über etwa zehnmal soviel Karten verfügt, Bibliotheken, Museen usw. können durch Datenkopien einen leichteren Zugang gewinnen. Solche sind im Museum Ferdinandeum und an der Universi-tätsbibliothek Innsbruck vorhanden.
Die Karten besitzen verschiedene Maßstäbe. Auch ohne die alten Klafter-, Schritt- und Zoll-Maße gibt es rund 90 verschiedene Werte, wobei die Karte 1:75.000 mit 43% an der Spitze steht, gefolgt von der Karte 1:200.000 mit 14%. Karten in den Maßstäben zwischen 1:12.500 und 1:50.000 sind mit nur 5%, solche mit Maßstäben zwischen 1:250.000 und 1:1 Mill. mit 7% vertreten.
Die Karten stammen großenteils aus den jeweiligen amtlichen Ausgaben, wurden aber zum Teil in Kampfhandlungen verwendet oder für spätere militärwissenschaftliche Studien. Mit dem Sortierprogramm der Textverarbeitung kann nach Jahren, Ländern und namen-gebenden Orten, aber auch nach Ereignissen, Truppenteilen und Begriffen gesucht werden. Besonders wertvoll sind die zahlreichen Karten aus den entscheidenden Kriegsjahren des österreichischen Heeres, aus den Koalitionskriegen und der Zeit Napoleons I., den Revolutionsjahren 1848/49, dem unglücklichen Italienkrieg 1859 und dem schicksalhaften Zweifrontenkampf von 1866.
Obwohl Österreich am deutsch-französischen Krieg von 1870/71 nicht beteiligt war, wurde er begleitend und nachträglich aufbereitend genauestens studiert, wovon viele Karten zeugen. Ebenso ist der russisch-türkische Krieg von 1878 und die anschließende Okkupation von Bosnien und Herzegowina, bei der die Kaiserjäger eingesetzt wurden, vertreten und noch mehr der russisch-japanische Krieg 1904/05, wobei man sich leider mehr mit den Operationen als mit der Infanterietaktik befaßt hat. Auf das Kampfgeschenen im ersten Weltkrieg 1914/1918 bezieht sich zwar der Hauptteil der Sammlung, doch stammt eine große Zahl von Deutschen Heereskarten aus dem zweiten Weltkrieg aus Nachlässen und Gaben. Weiter sind zahlreiche Kriegsspielpläne, Manöverkarten, Eisenbahn- und Straßenkarten und Übersichten von Kriegsschauplätzen vorhanden. Von Karten der ehemaligen Feinde sind vor allem italienische und russische zu finden. Bedingt durch die Schwerpunkte des Einsatzes der Kaiserjäger im ersten Weltkrieg sind Galizien und Tirol mit je weit über 1.000 Karten besonders zahlreich vertreten.
Ferner wurden auch jene militärgeographischen Beschreibungen und Routenhefte aufgenommen, die General Conrad wenige Jahre vor dem 1. Weltkrieg für die erwartete Alpenfront und ihr südliches Vorland erstellen ließ. Er hat damit viel Wissen, das zuvor dem Generalstab vorbehalten war, vertrauensvoll an die Truppenkommandanten weiter-gegeben, nicht zum Nachteil der Landesverteidigung, wie man weiß.
Hier nicht enthalten sind einige italienische Fliegerkarten und zahlreiche Luftbilder, die als Diapositive oder Abzüge von Negativen aus der gleichzeitig geordneten Sammlung der Lichtbilder des Kaiserjäger-Museums.
Der Liste aller Karten werden zwei Register vorangestellt, das eine mit suchbaren Begriffen, das andere als Verzeichnis der rund 4.400 enthaltenen Länder- und Ortsnamen. Für das Suchprogramm der Textverarbeitung ist in beiden Fällen eine buchstabengenaue Eingabe unabdingbar.
Bei den Namen der Kartenblätter wurde für manche Orte die zeitlich-veränderliche Schreibweise samt den Übertragungen aus Sprachen mit kyrillischem Alphabet nur zum Teil vereinheitlicht, wobei der 1939 erschienenen Volksatlas des Verlages Velhagen und Klasing verwendet wurde, der die Kriegsschauplätze des 1. Weltkrieges besonders berücksichtigte. Die EDV-Praxis legte es nahe, sowohl die im Romanischen üblichen Akzente wegzulassen wie auch die in den slawischen Sprachen häufigen Auszeichnungen von Mitlauten.
Doppelnamen wurden teilweise mit Bindestrich getrennt oder auch selbständig zweimal verzeichnet. Bei den zahlreichen Heiligennamen wurde “Sankt, Santo, Saint, St., Szent usw.” weggelassen.
Eine weitere Hilfe sind die EDV-verfügbaren Blattverzeichnisse (Skelette) einiger Kartenwerke, im Anschluß an die Liste aller Karten auf den Seiten 225 bis 252.
Der Generation der Enkel und Urenkel fällt es schwer, die Zeit ihrer Groß- und Urgroßväter zu begreifen. Ohne ein solches Bemühen ist aber auch das Verstehen des 2. Weltkrieges, seiner Folgen und der Gegenwart nicht möglich. Es wird daher immer wieder junge Ge-schichtsforscher geben, die diesen Zusammenhängen nachgehen und sich aus größerem Zeitabstand um eigenständige Einsichten bemühen. Unter den Quellen sind Kriegskarten zwar recht nüchterne, aber meist zuverlässige Zeugen in Raum und Zeit. Möge daher die nun weitgehend aufgeschlossene Kartensammlung des Kaiserjägermuseums ihre Benutzer finden!
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